Express Online: Editorial | 22. Juni 2006

Guckst Du

Wo schauen Sie denn? Drinnen, Draußen? Auf einem nagelneuen LCD- bzw. Plasma-Display oder der alten Röhrengurke? Alleine, mit der Familie, Freunden oder mit vielen, vielen jubelnden anonymen Ballsüchtigen in einer Public-Viewing-Area?

Letzteres boomt dieser Tage wie blöd und bietet sich besonders für die Neun-Uhr-Spiele als Verlängerung des heimischen Wohnzimmers an. Anders als in der Guten Stube freilich fehlt hier Essentielles: Schnittchen. Salzstangen. Das guten Gefühl, nach lange eingehaltenem Austreten wieder einen Platz in der ersten Reihe vorzufinden. Andererseits war bislang die Gefahr unkontrollierten Wegschnarchens – etwa während der ersten Spiele von Nebenerwerbskickern wie Brasilien, England, Frankreich – zwischen den durchgepupsten Kissen der vertrauten Wohn-Liege-Landschaft nicht zu unterschätzen.

Die Qual der Wahl zwischen Couch-TV und Private-Viewing bleibt bekanntlich noch bis zum 9. Juli. Ein Dilemma, aus dem auch wir keinen echten Ausweg zeigen können – trotz zahlloser aufwendiger Testreihen in der Vorrunde. Und statt dessen als Anregung das unsterbliche Statement von Berti Vogts zitieren möchten: "Die Breite in der Spitze ist dichter geworden" Denken Sie mal in Ruhe darüber nach.

Michael Arlt
Georg Kronenberg



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