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Thema der Woche | 14. Dezember 2017

Malochen und Studieren

Ausgewertet: Die Situation der Studierenden – Foto: Coordes

Der typische Marburger Studierende ist 24 Jahre alt, weiblich, ledig, aber in fester Partnerschaft, wohnt in einer WG und geht zu Fuß. Spitzenreiter sind die Marburger bei ihrer Vorliebe für Wohngemeinschaften. 50 Prozent der Hoch­schüler in der Universitätsstadt leben in einer WG. Im hessischen Durchschnitt sind es nur 29 Prozent. Dafür wohnen nur neun Prozent der Marburger Stu­die­ren­den bei ihren Eltern oder Verwandten, während sich hessenweit 24 Prozent für die Wohnung zuhause entscheiden.

Das geht aus der Marburger Sonderauswertung der repräsentativen 21. Sozial­er­he­bung des Deutschen Studentenwerks hervor, in der die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland untersucht wird. Für die aktuelle Auswertung wurden insgesamt 67000 Studierende von 248 Hochschulen be­fragt, darunter 363 Studierende aus Marburg.

Besonders intensiv wurde dieses Mal nach der wirtschaftlichen Situation ge­fragt. Dabei stellte sich heraus, dass die Studierenden insgesamt mehr jobben, um finanziell über die Runden zu kommen. Wichtigster Preistreiber ist dabei die Miete. In Marburg jobben allerdings "nur" 63 Prozent der Stu­die­ren­den, womit sie durchschnittlich sieben Stunden pro Woche als Hilfskräfte, Kellner oder Nach­hilfe­lehrer arbeiten. Bundesweit sind es hingegen 68 Prozent der Stu­die­ren­den – sie arbeiten im Schnitt neun Stunden pro Woche. Noch höher ist die Quote in Gießen, wo 69 Prozent der Hochschüler nebenbei jobben. In der Nach­bar­stadt, wo es keine eigene Auszählung der Sozialerhebung gibt, sagt der Geschäftsführer des Studentenwerks, Ralf Stobbe: "Der Kostendruck auf die Studierenden nimmt vor allem im Bereich Wohnen zu." Allerdings sind die Mietkosten sowohl in Gießen (durchschnittlich 300 Euro einschließlich Neben­kosten) als auch in Marburg (314 Euro) noch vergleichsweise niedrig. Der Bun­des­durch­schnitt liegt bei 338 Euro.

Möglicherweise hängen die Unterschiede auch damit zusammen, dass Jobs in der Universitätsstadt rarer sind. Jedenfalls bekommen die Studierenden in Marburg auch nur einen durchschnittlichen Stundenlohn von 10,20 Euro (Hessenvergleich 11,50 Euro). Dabei ist das zusätzliche Geld für 36 Prozent unbedingt für die Finanzierung des Lebensunterhalts nötig. 41 Prozent wollen sich damit vor allem etwas mehr leisten können. Insgesamt kommen die Marburger aber auch auf eine 42-Stunden-Woche – sie wenden mehr Zeit für das Selbststudium auf.

Zudem stammen die Marburger Studierenden aus vergleichsweise wohl­ha­ben­den Eltern­häusern. Durchschnittlich erhalten sie 566 Euro pro Monat von ihren Eltern. Dagegen liegt der deutsche Durchschnitt bei einem elterlichen Zuschuss von 541 Euro. Dazu passt, dass die Marburger Studierenden noch häufiger als im Bundesdurchschnitt aus Akademikerhaushalten stammen. 60 Prozent der Väter haben Abitur, 38 Prozent der Väter haben studiert. Nur 16 Prozent der Marburger Hochschüler haben einen Migrationshintergrund (25 Prozent im Hessenvergleich, 20 Prozent bundesweit). Unter ihnen dominieren Kinder von Spätaussiedlern und doppelte Staatsangehörige. Auffallend viele Marburger Studierende kommen nicht aus der Region, rund 60 Prozent noch nicht einmal aus Hessen.

Zumindest im Hessenvergleich zufrieden sind die Marburger Studierenden mit dem Angebot der Mensa. Sie nutzen die Uni-Bistros für einen Imbiss zwischen den Vorlesungen (16 Prozent vormittags, 26 Prozent nachmittags). Mittags stärken sich 59 Prozent der Hochschüler mindestens einmal pro Woche in der Mensa. Rund ein Viertel sind Stammgäste, die mindestens dreimal, mitunter auch sechsmal pro Woche kommen. Die Marburger Mensen punkten bei Gem­üt­lich­keit, kurzen Wartezeiten, Preis-Leistungs-Verhältnis und großzügigem Platz­an­gebot. Haupt­grund für die Ablehnung der Mensa: "Koche lieber selbst".

Hauptstadt der Wohngemeinschaften
Nur neun Prozent der Marburger Studierenden wohnen noch bei ihren Eltern. Hessenweit logieren dagegen 24 Prozent im "Hotel Mama". Allerdings leben 50 Prozent der Marburger Studierenden in einer Wohngemeinschaft. Damit ist das Leben in einer WG für den Standort Marburg ein Markenzeichen. Bundesweit ist dies zwar auch die beliebteste Wohnform – allerdings sind es nur 30 Prozent. Dafür ist das durchschnittliche Marburger Zimmer kleiner als im Hessendurchschnitt – 17,8 Quadratmeter gegenüber 18,4 Quadratmeter.
Fußgänger und Radler
Ökologisch sind die Marburger Studierenden vorbildlich: Im Sommer sind nur sieben Prozent mit dem Auto unterwegs, im Winter sind es neun Prozent. Dies ist im Vergleich zu ihren Kommilitonen in anderen deutschen Uni-Städten ausgesprochen wenig. Dort ist der Anteil doppelt so hoch. Stattdessen geht jeder dritte Marburger Studierende zu Fuß zur Uni. Auch damit liegt die Stadt weit über dem deutschen Durchschnitt von 13 Prozent (im Winter seltener als im Sommer). Im Hessenvergleich leicht überdurchschnittlich ist die Zahl der Radfahrer, die im Sommer bei 25 Prozent liegt (in Hessen bei 23 Prozent, in Deutschland 31 Prozent). Mit Bussen und Bahnen fahren 34 Prozent im Sommer, 54 Prozent im Winter (hessenweit 48 im Sommer, 61 Prozent im Winter). Dabei ist Marburg eine Stadt der kurzen Wege. Die Studierenden brauchen durchschnittlich 28 Minuten bis zur Uni – in Hessen sind es sonst 36 Minuten.
Wohlhabende Eltern
Die Marburger Studierenden erhalten im Durchschnitt 566 Euro monatlich von ihren Eltern (Bundesdurchschnitt 541 Euro). Sie verdienen sich 290 Euro pro Monat und damit weit unterdurchschnittlich dazu – in Hessen liegt das Mittel bei 402 Euro, in Deutschland bei 385 Euro. Dafür geben die Marburger Hochschüler etwas weniger für Miete einschließlich Nebenkosten auf: 314 Euro gegenüber 323 Euro bundesweit und 338 Euro hessenweit. Noch günstiger ist es in Gießen, wo Mietkosten von 300 Euro ermittelt wurden. Fürs Essen geben die Marburger Studierenden im Schnitt knapp 170 Euro pro Monat aus, 38 Euro für Kleidung, 19 Euro für Lernmittel, 76 Euro für Gesundheit und 53 Euro für Freizeit.
Studieren im Ausland
21 Prozent der Marburger Studierenden waren bereits im Zusammenhang mit ihrem Studium im Ausland. Damit sind sie weit reisefreudiger als die übrigen Studierenden in Hessen, von denen nur 15 Prozent bereits im Ausland waren (bundesweit 16 Prozent). Meist gingen die Marburger Hochschüler für ein Studium (58 Prozent) oder ein Praktikum (35 Prozent) ins Ausland. Oft wurde dies durch Erasmus oder DAAD organisiert. Hauptfinanziers waren die Eltern. Aber auch EU-Stipendien und Jobs vor dem Auslandsaufenthalt waren häufig.
Weiblich, ledig, jung
54 Prozent der Marburger Studierenden sind weiblich. Damit studieren in Marburg deutlich mehr Frauen als im Bundesdurchschnitt, wo es 48 Prozent sind. Die Marburger Studierenden sind mit 24,4 Jahren auch etwas jünger als ihre Kommilitonen – in Hessen haben sie ein Durchschnittsalter von 25 Jahren. 97 Prozent sind ledig. 51 Prozent haben einen festen Partner. Ein Single-Dasein führen 46 Prozent. Nur drei Prozent sind verheiratet, vier Prozent haben ein oder mehr Kinder.
gec

Gesa Coordes

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